Motorradtour Pyrenäen07 Reisebericht

 

Nach dem wir die Maschine notdürftig wieder fahrbereit gemacht hatten fuhren wir zurück zum Campingplatz. Hier begutachteten wir erstmal die Schäden an Mann und Maschine. Die Schäden an der Maschine waren nicht weiter schlimm. Der Sturzbügel wurde mit roher Gewalt wieder gerichtet und die Soziafussraste musste als Ersatz für die Fahrerraste dienen. Mein Fuß hatte es offenbar doch schlimmer erwischt. Inzwischen war er richtig kräftig geschwollen. Also ab zum Doc. Zum Glück war nichts gebrochen sondern nur verstaucht. Das brachte uns ein Tag Zwangspause auf dem Platz ein. Wir nutzten die Gelegenheit zu einem Ausflug nach Graus mit dem Auto.


Am übernächsten Tag konnte ich dann mit einer Bandage schon wieder Motorrad fahren. Unsere Route führte uns von Isabena nach Villacarli, Egea ins Val de Bardaij. Dieses Tal ist eine Sackgasse und endet in der Ortschaft Esterun.
                                                                                


Das verträumte Tal verfügt über eine herrliche Landschaft. Ruhig, kein Verkehr und nur wenige Bauern auf den Feldern. Die Straße windet sich entlang eins Baches bis zum auf einer Anhöhe gelegenen Dorf  Esterun. Von hier hat man einen wunderschönen Blick über das Tal.


Wir fahren weiter nach Campo. Hier treffen wir auf die N260. Dieser folgen wir nach Norden und biegen nach einigen Kilometern in das Valle de Benasque ab. Dieses Tal führt uns mitten in das Maladeta Massiv. Hier befinden sich die höchsten Gipfel der Pyrenäen.
Das Tal ist bis zu den Banos de Benasque befahrbar. Eine Schranke versperrt die Zufahrt zum Nationalpark. Direkt nach der  Schranke im Parador y Llanos del Hospital legten wir eine ausgiebige Mittagspause ein.


Auf der Hotelterrasse sitzen eine Pizza essen und die Dreitausender rundum bewundern hat schon was. Offensichtlich ist hier im Winter richtig was los. Jetzt im Sommer ist der Parkplatz nur halb voll und nur einige Wanderer zieht es in die Berge. Aber wir sind ja nicht nur zum Gucken hier her gekommen sondern zum Motorrad fahren. Zurück auf die N260 nach Ainsa.


Mehr oder weniger durch Zufall geraden wir auf eine Nebenstraße die in die Sierra y Canones de Guara führt. Die einspurige Straße führt von Ainsa in den kleinen Weiler Guaso. Von hier geht es weiter nach Barcabo und dem Coll. de San Caprasio. An einigen Stellen hat man eine grandiose Sicht auf die Stauseen südlich von Ainsa.


Die Strecke ist ein Paradies für Reiseenduros. Überwiegend Asphalt übelster Sorte oder leichte Schotterstrecken.
Wir sind um jeden Zentimeter Federweg dankbar. Aber es macht richtig Spass. Ich glaube hier in dieser Gegend ist meine Entscheidung gefallen mir ein Navi anzuschaffen. Damit ist es leichter solche geilen Strecken zu finden und auch aufzuzeichnen.


Nach einem kurzen Stopp in Barbastro fahren wir über El Grado und Graus durch das Tal der Isabena zu unserem Campingplatz. Auch die Strecke durch das Isabenatal gehört zu den landschaftlich sehr schönen Abschnitten dieser Gegend. Die Straße ist neu und sehr gut ausgebaut, vielleicht etwas überdimensioniert für den recht dünnen Verkehr.


Die heutige Strecke war mit ca. 330 KM wirklich ein Highlight. Anstrengend aber schön. Für Morgen wollen wir dann noch einen oben drauf setzten. Unser Ziel ist die Pilgerstadt Lourdes in Frankreich. Bei dieser Gelegenheit wollen wir die Highlights der Tour de France abfahren.


Wir sind morgens recht zeitig gestartet. Bereits kurz hinter Vielha wartet der erste Höhepunkt auf uns. Über den Col de Portillon überqueren wir die Grenze zu Frankreich. Die kurvenreiche, enge D618 führt uns in das mondäne Thermalbad Bagneres-de-Luchon. Schon im 18 Jh. kamen Kurgäste nach Luchon. Inzwischen ca. 30 000 pro Jahr. Also nix für uns, weiter geht es auf der D618 zum 1565 m hohen Col de Peyresoude und zum 1489 m hohen Col de Aspin.



Durch das Vallee de Gripp erreichen wir den Aufstieg zum Col de Tourmalet. 2115 m hoch und eine der anstrengendsten Etappen der Tour de France (früher ein Radrennen, heute das rollende Versuchslabor der Pharmaindustrie).
Auch heute sind wieder etliche Fahrradfahrer unterwegs. Respekt, diesen Anstieg würde ich mir auch mit viel Training nicht zutrauen.


Nach einer kurzen Pause treibt es uns weiter Richtung Lourdes. Für einen Abstecher zum Cirque de Gavarnie bleibt uns heute leider keine Zeit. Über Argeles-Gazost erreichen wir unser Tagesziel. Es ist inzwischen fast 30 Jahre her, dass ich zum letzten Mal hier war. Viel hat sich im Zentrum von Lourdes nicht geändert. Fast auf Anhieb finde ich zum heiligen Bezirk.


1858 soll hier dem Hirtenmädchen Bernadette die Mutter Gottes erschienen sein. Seit damals hat sich Lourdes zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte in Europa entwickelt. Jährlich pilgern ca. 5 Mio. Menschen in den Pyrenäenort und erhoffen sich Heilung und Gesundheit.


Der in der Erscheinungsgrotte entspringenden Quelle wird wunderheilende Wirkung zugesprochen. Einige dieser mit wissenschaftlichen Mitteln nicht zu erklärenden Heilungen hat der Vatikan inzwischen als Wunder anerkannt. Da wir noch heute zurück zu unserem Campingplatz müssen verpassen wir die allabendliche Lichterprozession vor der dreistöckigen Kathedrale. Dann versammeln sich tausende von Menschen mit Lichtern auf dem riesigen Platz und beten in verschiedene Sprachen.  Auch wenn man vielleicht nicht so gläubig ist, ist dies ein beeindruckendes Erlebnis.


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