Fortaleza / Belem 2008 Reisebericht

 


Durch den Kautschukboom erlangte Belém Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts eine große wirtschaftliche Bedeutung. Aus dieser Zeit stammen Prachtbauten wie etwa das Teatro da Paz (1878), Palácio Antônio Lemos, Palácio Lauro Sodré, Colégio Gentil Bitencourt und der Ver-o-Peso (1901). Speziell das Teatro da Paz ist ein Besuch wert.
Es ist von der Größe und Ausstattung durchaus mit dem berühmten Teatro Amazonas, der Oper in Manaus zu vergleichen.


Inder Nähe des Teatro auf der Av. Pres. Vargas fanden wir dann auch nach längerem Suchen ein Reisebüro das für uns eine Tour auf die Ilha de Marajó, der größte Flussinsel der Welt organisieren konnte. Am nächsten Tage wurden wir dann von einem Fahrer früh morgens an unserem Hotel abgeholt und zum Fährhafen gebracht.  Nach einer etwas umständlichen Eincheckprozedur mit Sicherheitskontrollen wie an einem Flughafen konnten wir die dreistündige Überfahrt nach Salvaterre auf Marajo genießen.


Unsere Unterkunft, eine überraschend schöne Posada, lag direkt am Flussstrand, hatte einen eigenen Pool und ein gutes Restaurant. Abends wurden die Gäste mit Folklore unterhalten. Mit soviel Komfort hatten wir in dieser abgelegenen Gegend überhaupt nicht gerechnet. Selbst ein deutschsprachiger Führer war vorhanden.  Der Platz eignete sich hervorragen um einige Tage auszuspannen.


Gerne nahmen wir das Angebot für einige Ausflüge in die Umgebung an.
Unter Anderem besuchten wir eine Fazenda auf der die für Marajo typischen Wasserbüffel gezüchtet werden. Als im Jahre 1920 ein Schiff aus Asien vor der Küste Brasiliens Schiffbruch erlitt und sank, konnte sich eine kleine Büffelherde retten und auf die Insel schwimmen. Heute sind die Nachkommen dieser Büffel die wichtigsten Nutztiere der Insel. Sie werden etwa eine halbe Tonne schwer. Genutzt wird die Arbeitskraft der Tiere für den Transport von Waren, Müll und Touristen, das qualitativ sehr hochwertige Bio-Fleisch, und das Leder.


Sogar die Polizei nutzt die Büffel als Reittiere. Denn dort, wo Pferde und Geländewagen nicht weiter kommen, fühlen sich die Büffel immer noch wohl und haben keine Schwierigkeiten mit dem Gelände. Sogar durch die sumpfigen Mangrovenwälder reitet die Polizei, auf der Jagd nach Wilderern. In der Regenzeit wird das Land überflutet und die Dörfer sind isoliert. Dann sind die Tiere oftmals das einzige Fortbewegungsmittel. Natürlich mussten wir  das als Touris das auch mal testen. Da der Büffel immer mit dem Kopf nach unten läuft ist es ein vollkommen anderes reiten als auf einem Pferd.


Marajo ist noch immer ein Naturparadies. In den Sümpfen und Mangrovenwäldern kann man eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren beobachten. Unter anderem findet man viele exotische Vögel, Alligatoren und diverse Schlangenarten. In den Flüssen leben Piranhas.
Flussfische sind ein wichtiger Bestandteil der Narungsmittelversorgung der einheimischen Bevölkerung. Auch wir konnten uns von der wohlschmeckenden Qualität überzeugen.


In den Dörfern ist es leicht mit einigen Sprachkenntnissen Kontakt zur Bevölkerung zu bekommen. Die Menschen leben in sehr einfachen Verhältnissen. Den Lebensunterhalt bestreiten sie überwiegend durch Landwirtschaft und Fischfang. Nach und nach entwickelt sich auch etwas der Tourismus. Überwiegend  besser betuchte Städter aus Belem verbringen das Wochenende in den noch spärlich vorhandene Posadas an den herlichen Flussstränden des Rio Guamá. Nach vier Tagen müssen wir leider nach Belem zurück zu fahren. Wie immer hat man viel zu wenig Zeit um einen noch unberührten Ort wie die Ilha de Marajó näher kennen zu lernen.


Auf der Rückfahrt kommt dann Wehmut auf. Mit dem Blick auf die in Abendstimmung liegende Skyline von Belem wird uns langsam klar dass schon wieder eine interessante Reise sich ihrem Ende nähert. Morgen müssen Joachim und ich nach Fortaleza zurück fliegen. Rocky will noch einige Tage in Belem bleiben. Also ist heute Abend Abschied feiern angesagt. Wir wohnen wieder in unserem Hotel am Rio Guamá.


Beim gemeinsamen Abendessen auf der Hotelterrasse lassen wir unsere Eindrücke Revue passieren. Wir sind der einhelligen Meinung, dass sich die Reise hier in das Mündungsdelta des Amazonas gelohnt hat.


Brasilien ist auch abseits der Touristenzentren ein beindruckendes Land. Obwohl ich schon einige Male in Brasilien war, komme ich immer wieder gerne hierher. Sicherlich sollte man als Besucher nicht die Augen vor den Problemen wie Armut und Kriminalität verschließen. Ich sehe mich aber immer als Beobachter und erlaube mir nicht über das Land zu urteilen.


Auch auf dieser Reise habe ich wieder wunderschöne Dinge gesehen und faszinierende Menschen kennen gelernt. Allerdings wurden wir auch mit Situationen konfrontiert die mich nachdenklich stimmen.


Morgen geht es mit dem Flieger nach Fortaleza. Von dort in drei Tagen über Lissabon zurück nach Frankfurt. Zwei Wochen sind für eine solche Reise viel zu wenig Zeit. Für die geplante Amazonasschiffahrt  hätten wir mindestens noch eine weitere Woche benötigt. Ich hoffe, dass ich das Versäumte irgendwann nachholen kann.



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